Die Startseite Ihrer Kanzlei-Website optimieren

Von  Simon Hengel,  Stichwörter: , , , , ,

Auf der Startseite Ihrer Kanzlei-Website können Sie schon einiges falsch machen – oder gleich alles ganz richtig. Praxistipps für eine gelungene Startseite Ihres Webauftritts – und einen überzeugenden Empfang für Ihre zukünftigen Mandanten.

Die Startseite oder Homepage ist nicht nur technisch für jede Website unumgänglich. Sie hat zudem eine unerlässliche Aufgabe. Sie muss Ihre Besucher im Web empfangen, orientieren und je nach Anliegen weiterschicken. Gleichzeitig soll Sie die Atmosphäre und den Stil Ihrer Kanzlei vermitteln – und zeigen, dass Ihre Anwaltskanzlei unverwechselbar ist.

Die Aufgabe der Startseite: Schnelle Orientierung mit wenigen Worten

Ein neuer Besucher Ihrer Seite sollte sich vor allem rasch orientieren können. Das heißt, die Seite muss im rasch Antworten liefern auf Fragen wie

  • „Was kann ich auf dieser Website tun bzw. erfahren?“

  • „Wer steckt hinter diesen Seiten?“ und

  • „Wo finde ich Informationen zu meinem Anliegen?

Websurfer sind ungeduldig. Deshalb sollte die Startseite neuen Besuchern schnell und ohne all zu viele Worte vermitteln, dass sie sich auf den Seiten einer Anwaltskanzlei befinden, nämlich Ihrer, und wo man welche Informationen bzw. Unterseiten findet.

Das müssen Sie nicht alles ausformulieren. Vieles davon wird eher signalisiert – durch die visuelle Gestaltung, durch ein Logo, durch die URL, durch das Navigationsmenü, und durch Fotos. Die Navigation zeigt ohne Umschweife, wo man z.B. Adresse und Sprechzeiten, Kontaktmöglichkeiten, Näheres zu den einzelnen Rechtsgebieten oder die Impressumsangaben suchen sollte. Diese Orientierungshilfen müssen mit wenigen Worten auskommen (im Idealfall eines) und schon durch die Gestaltung schnelle Reaktionsmöglichkeiten signalisieren (die Möglichkeit des Klickens).

Ein langer Begrüßungstext macht selten Sinn. Sie wollen Ihre Besucher nicht schon auf der Schwelle mit einem Redeschwall überfallen. Und Beratungsgespräche führen Sie schließlich auch nicht beim Empfang oder im Vorraum durch. Website-Besucher sind sehr schnell wieder verschwunden, wenn eine Seite sie überfordert oder verwirrt. Es kostet sie schließlich nur einen Klick. Zu viele unsortierte Informationen sind als erster Eindruck deshalb schlimmer als zu wenige Worte.

Die weichen Faktoren

Weil Ihre Besucher sich schnell orientieren, spielt die bildliche Information eine große Rolle – sie wird schneller verarbeitet als Worte. Deshalb ist ein Foto auf der Startseite wichtig (dazu gleich mehr).

Wichtig ist aber auch der visuelle Gesamteindruck. Ist die Gestaltung eher nüchtern oder barock? Ausgefeilt oder einfach? Kühl und seriös oder warm und „menschlich“? Das alles wird den ersten Eindruck beeinflussen, den die Interessenten von Ihrer Kanzlei bekommen. Deshalb muss die visuelle Gestaltung Ihrer Homepage zu Ihren Mandanten passen. Die Startseite einer Steuerfachkanzlei sollte sich von der Homepage einer Rechtsanwältin, die auf Betreuungsrecht spezialisiert ist, selbst dann noch klar unterscheiden, wenn man jedes Wort darauf löscht.

(Das ist übrigens ein interessanter Test für eine Rechtsanwalts-Seite: Stellen Sie sich vor, Sie sehen Ihre Website ohne Text oder nur mit Blindtext. Welchen Eindruck vermittelt sie wohl so auf jemand, der sie zum ersten Mal sieht? Und wie repräsentativ ist dieser Eindruck für Ihre Kanzlei und Sie selbst?)

Unterschätzen Sie nicht diesen zweiten Teil der Aufgabe, die Ihre Startseite lösen muss: Neben der schnellen Orientierung muss sie den richtigen ersten Eindruck von Ihrer Kanzlei vermitteln. Ihre Website und ganz besonders deren erste Seite üben eine wichtige Filterfunktion aus, indem Sie den Gesamteindruck in Ihrem Sinne steuern – bestimmte Themen und Schwerpunkte setzen, den Stil Ihrer Kanzlei vermitteln und eine bestimmte Einstellung und Haltung darstellen Sie fungieren so wie eine Weiche, die einerseits das Interesse Ihrer Wunschmandanten weckt und sie zum Weiterklicken motiviert, während gleichzeitig etwa die Sorte Besucher, die ohnehin entschlossen sind, keinesfalls für Rechtsinformationen zu bezahlen, signalisiert bekommen, dass sie hier falsch sind.

Um eine optimale Startseite für Ihre Kanzlei zu entwickeln zu können, müssen Sie also wissen, welche Kern-Informationen Sie dem Besucher auf der Startseite vermitteln wollen und welchen atmosphärischen Eindruck Sie erzeugen wollen. Die visuelle Umsetzung ist Aufgabe des Webdesigners, die Formulierungen können Sie Text-Profis mit juristischer Kompetenz überlassen (sprechen Sie uns an …). Aber nur Sie können entscheiden, wer der Wunschmandant oder die Wunschmandantin ist, für die die Startseite Ihrer Kanzlei zum Eingangstor werden soll.

Einige Beispiele

Einige Beispiel dafür, wie unterschiedliche erste Seiten von Kanzleiangeboten im Web ausfallen können:

Rasch Rechtsanwälte aus Hamburg arbeiten mit einem „Slider“ auf der Startseite, der helle Aussichten auf die Alster mit knapp gefassten Aufgabenbeschreibungen kombiniert: hanseatische Sachlichkeit ohne schwere Bücherrücken. Mit gedeckter Seriosität und einem hellen Farbtupfer sorgen Danckert Spiller Richter Bärlein für Abwechslung – und stimmen damit auf eine Selbstbeschreibung ein, die hervorragend dazu passt („Unsere Kanzlei unterscheidet sich in vielen Bereichen von klassischen Großkanzleien. Nur nicht in ihrer Qualität.“)

 Familienrechtlerin Dr. Gacek aus Berlin positioniert sich mit einem Gandhi-Zitat und einem eher persönlich wirkenden Foto ganz anders – aber ebenfalls schnell und markant. Und das gelingt auch dem Insolvenzrechtler Markus Schütz in Jeans und mit dem Zielvorgabe „Briefe entspannt öffnen“ oder aber Jochen Vomhof mit einer betont zurückhaltend gestalteten Website, die Unaufgeregtheit signalisiert.

Keines dieser Beispiele sei einfach zur Nachahmung empfohlen, Sie müssen schließlich Ihre Startseite, den ersten Eindruck Ihrer Kanzlei gestalten. Aber es zeigt sich, dass lange Texte nicht unbedingt das effektivste Mittel sind, um eigenes Profil zum Ausdruck zu bringen.

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