„Gut gebloggt, Anwalt“ – was ein Kanzlei-Blog erfolgreich macht

Von  Simon Hengel,  Stichwörter: , , ,

Kanzlei-Blog - Bloggen für Anwälte (Teaserbild)

Im Kanzlei-Blog können Sie es lockerer angehen lassen. Bloggen ist schließlich etwas anderes, als Schriftsätze anzufertigen – Ihr Kanzlei-Blog soll Spaß machen. (Copyright: iStockphoto)

Sie müssen als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin nicht bloggen, wenn Sie keine Lust haben. Ihre Kanzlei-Website funktioniert auch ohne Blog sehr gut. Aber ein Blog bringt eine Menge – unter anderem Spaß, und außerdem einen eigenen Kommunikationskanal zur Öffentlichkeit. Oder anders ausgedrückt: Marktpräsenz.

Durch das Bloggen können Sie mit wenig Aufwand und quasi nebenbei laufend „frische” Inhalte veröffentlichen, Mandanten auf sich aufmerksam zu machen, mit Kollegen kommunizieren und Ihr Wissen als Rechtsexperte demonstrieren. Ob das dann in die Rubrik „mit dem Marktumfeld kommunizieren” fällt oder unter Plaudern läuft, ist nur ein Frage der Einschätzung – im Idealfall beides.

Wie lang?

Überhaupt lässt Ihnen die Bloggerei viel Freiheit. Blogeinträge sind Notizen – es gibt keine festen Vorgaben dafür, wie lang oder tiefschürfend Sie auszufallen haben. Klar, ein Eintrag soll in sich rund sein. Lang sein muss er aber nicht – ein Zweizeiler ist völlig in Ordnung.

Das kann dann aussehen wie dieses Beispiel im law blog.

Selbst Beiträge mit 10.000 Zeichen gehen. Ganz nach Thema – und nach Ihrer Laune. Das ist das Schöne daran.

Was?

Worüber nur schreiben? Auch da haben Sie die große Freiheit, was leicht zum Problem werden kann. Schließlich soll das Blog nicht verwaisen. Welche Themen also nehmen? Nun, Ihre Themen sollten interessant und unterhaltsam sein und Rechtslaien ansprechen und gleichzeitig Ihr berufliches Netzwerk beeindrucken und seriös für Ihre Außendarstellung wirken und zeigen, dass Sie unkonventionell und einfallsreich sind und … alles Unsinn: Es ist nur ein Weblog. Den Grimme-Preis werden Sie wohl ohnehin nicht bekommen. Fast jedes Thema geht, wenn es Sie beschäftigt und Ihnen spontan ein paar Zeilen dazu einfallen.

Die besten Blog-Postings entstehen, wenn das Gehirn beim Schreiben in den Modus „Unterhaltung in der Kaffeepause” schaltet. Dort kommen die Themen in der Regel von selbst, und der Formulierweise tut das meist gut. Eine gewisse Beiläufigkeit zeichnet viele gelungene Weblog-Einträge aus.

Bloggen für den Markt

Vielleicht kann man ja dem Ganzen noch einen Nach- oder Zusatz spendieren, der akquiseförderlich ist? Es fällt auf, dass erstaunliche viele anwaltliche Weblogs primär zur Kommunikation mit anderen Juristen geschrieben werden – und weniger für Rechtslaien – also den eigenen Markt. Das ist, verstehen Sie mich nicht falsch, vollkommen legitim. Genauso legitim ist es, für mögliche Mandanten zu bloggen.

 Das soll nicht heißen, dass ein Blog der richtige Ort für Werbeparolen oder Selbstlob ist – das will schließlich niemand lesen. Nützliche Informationen für die Art Mensch zu veröffentlichen, die Ihnen normalerweise in der Kanzlei gegenüber sitzt, ist bereits Werbung. Und zwar die beste Art, die man sich denken kann – denn diese Werbeform ist vollkommen seriös und Sie drängen niemandem etwas auf. Sie zeigen nur, dass Sie Bescheid wissen und die richtige Anlaufstelle für Ratschläge sind.

Es darf selbstverständlich auch unterhaltsam sein – Hauptsache, Sie schaffen Bezugspunkte. Dabei muss es gar nicht immer um „mandatstaugliche” Rechtsprobleme gehen.

Zum Beispiel: eine kleine Anekdote aus dem Zeitschriftenladen, etwas Lokalkolorit, dazu ein kleiner, alltagsrelevanter Rechtshinweis – und am Ende der Hinweis, dass der Verfasser als Rechtsberater zur Verfügung steht (der ist in jenem Blog Standard).

Allerdings gilt gerade bei Weblogs: Sie können es auch ganz anders machen. Sie sich zum Beispiel ganz einem Thema widmen.

Das macht zum Beispiel das Scheidungsblog.

Nur eines sollte nicht passieren: Dass das Weblog verwaist, nachdem Sie es begonnen haben. Sie müssen nicht häufig schreiben – aber regelmäßig. Zwei bis drei Beiträge im Monat sind sicher sinnvoll, um den Besuchern zu signalisieren, dass das Weblog noch lebt.

Schön ist, dass Blogs Reaktionen bringen. Fragen, Antworte und Kommentare auf einzelne Postings zeigen schließlich, welche Themen ankommen. Und dass es tatsächlich Leser gibt – das ist immer ein gutes Gefühl.

Nur gibt es die am Anfang noch nicht. Eine gute Art, erste Leser zu finden und Reaktionen anzukurbeln, besteht darin, selbst aktiver Leser zu sein und in Weblogs, in Foren und auf einschlägigen Facebook-Seiten Kommentare und Anmerkungen zu geben. Na gut, Sie haben vermutlich nicht die Zeit, jeden Tag stundenlang durch das Social Web zu surfen. Was spricht dagegen, sich ein paar Anlaufstellen zu suchen, die Sie gerne lesen und die in irgendeiner Form zu Ihrem Blog passen – weil es um das gleiche Thema geht?

Das muss nicht nur ein Rechtsgebiet sein. Wenn Ihr Schwerpunkt, sagen wir, Verkehrsrecht ist, dann wären automobil ausgerichtete Seiten einschlägig, vom bloggenden Autohändler bis zur Facebook-Seite der Tuningfreunde. Sie verstehen schon.

Auch beim Einsammeln von Links und Verweisen kommt man, wie so oft, mit Höflichkeit und Gewitztheit am weitesten: Verlinken Sie nicht einfach ungefragt die eigene Seite, sondern gehen Sie in Ihren Kommentaren erst einmal auf die Inhalte dort ein und warten Sie, bis sich ein Thema ergibt, bei dem Sie als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin plötzlich zur gefragten Autorität avancieren. Dann können Sie einen oder mehrere Sätze sagen und ansonsten auf Ihr Blog verweisen, wo Sie vielleicht just zu diesem Zeitpunkt einen kleinen Artikel zu dem Thema schreiben – und sei es aus freundlichem Entgegenkommen und als Service. Wetten, dass das auf einen Schlag eine ganze Reihe Leute zu Ihnen führt – die damit dann nicht nur Ihr Blog kennen, sondern wissen, dass Sie als Rechtsanwalt mit dem Thema vertraut sind?

Kanzlei-Blog, Google+, Facebook – eigentlich alles das Gleiche

Noch ein Wort zum Bloggen. Es gilt mittlerweile als ein wenig uncool. Das ist Unsinn. Es ist nur nicht mehr aufregend und neu. Aber es hat sich etabliert und wird genauso wenig verschwinden wie „normale” Websites – trotz Facebook, Twitter, Google + & Co., die auch schon nicht mehr so schick und neu sind.

Und überhaupt – alles bisher Gesagte können Sie genau so gut auf einer Facebook-Seite oder einer Google +-Seite für Ihre Kanzlei umsetzen wie in einem Weblog. Das ist eher eine Frage der technischen Formate und der eigenen Präferenzen. In Ihrem Blog sind Sie eher Herr im Haus, die Sozialen Netzwerke haben Nutzungsbedingungen und sind oft nicht gerade passgenau auf die deutschen Vorschriften zum Impressum, zu Datenschutz und Pflichtangaben eingestellt.

Beispiele: Bloggende Anwälte und Anwältinnen

Das ist allerdings eine ganz andere Frage. Hier wollten wir nur darlegen, dass Sie mit einem Kanzlei-Blog Spaß haben und etwas für Ihr Marketing tun können. Besser als Worte zeigen das vielleicht ein paar Beispiele – allerdings nur eine kleine, willkürliche Auswahl. Knapp 600 weitere anwaltliche Weblogs listet JuraBlogs.com auf.

Ein gut gemachtes Weblog mit allgemeinverständlich aufbereiteten, in journalistischem Stil gehaltenen rechtlichen Neuigkeiten ist das DAV-Blog von DAV-Pressesprecher Swen Walentowski.

Dass Anwälte nicht an üblichen Kanzleistil gebunden sind, zeigen beispielsweise die Anwaltsblogs von Udo Vetter oder von Thomas Wings, deren Spezialisierung auf das Strafrecht freilich auch besonders anekdotenträchtig ist.

Besonders sinnvoll ist ein Weblog, wenn man Sie eine rechtliche Nische besetzen, die für ein Stammpublikum an interessierter Leserschaft sorgt, wie beim Pferderecht-Blog der Ratzeburger „Kanzlei im Stall“, das u. a. dem Motorradrecht gewidmeten Weblog der Berliner Kanzlei Hoenig, das auf Anwaltsrecht spezialisierte Weblog von Thomas Krause oder das sportrechtliche Blog von Rechtsanwalt Dr. Steffen Lask aus Berlin – um nur wenige Beispiele zu nennen.

Als Beispiel für gut gemachte Facebook-Seite kann die Kölner Kanzleien Neubauer und WBS nennen, bei Google+  die Seiten von Rechtsanwalt Michael Seidlitz oder Rechtsanwältin Simone Weber nennen. Simone Weber zeigt übrigens auch sehr schön, wie man für „response“ und Besucher sorgt: Man gründet einfach eine eigene Gruppe.

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